Montag, 2. August 2010

University of Johannesburg


Die University of Johannesburg oder auch UJ, wie sie hier genannt wird, ist die drittgrößte Uni Südafrikas. Auf insgesamt 4 Campusen studieren 47.000Studenten. Der Hauptcampus liegt in Auckland Park, ganze 5 Fußminuten von meiner Unterkunft. Auch die Faculty of Humanity liegt im Hauptcampus und zu dieser gehört auch das German Department.
Die Uni wurde in den 60er Jahren als reine Afrikaans Universität gegründet, quasi als Gegensatz zu Witwatersrand University, welche die zweite, kleinere aber ältere Uni in Joburg ist und als reine Englisch Uni gedacht war.
Irgendwann gegen Ende der Apartheid merkte man dann, dass es sich nicht lohnt eine Uni zu haben in der nur Afrikaans Muttersprachler studieren und man öffnete die Uni auch für andere Sprachen (also Englisch). Heute ist die Uni bilingual, was man auf allen Schildern deutlich erkennen kann.
Besonders schön ist die Uni nicht gerade, aber dafür sehr beeindruckend. Das Hauptgebäude besteht aus einem riesigen 7 Stockwerken hohem Haus aus Sichtbeton. Dabei sind die Etagen etwas schräg angeordnet, sodass man in einem Aufzug auf die 7 drücken muss und im Nächsten auf die 6, um auf dieselbe Etage zu gelangen. Allgemein ist dieses Riesengebäude sehr undurchsichtig am Anfang, weil nirgendwo steht, wo welches Institut liegt. An das Hauptgebäude anschließend sind kleinere Gebäude mit der Bibliothek, den Vorlesungsräumen. Ein großer Park mit Springbrunnen gehört dazu, genauso, wie ein kleines Einkaufszentrum. Dahinter erstrecken sich dann die Wohnheime der Studenten. Ich bin bisher einmal kurz durchgegangen und glaube, dass die Häuser nach Jungen und Mädchen getrennt sind. Dahinter liegen dann die Wohnhäuser einiger wichtiger Universitätsmitarbeiter. Der Rektor wohnt z.B. in einer riesigen pompösen Villa. Das schönste an der Uni ist die hohe Lage, sodass man einen ganz fantastischen Blick über Downtown Joburg hat.


Ein Teil des Hauptgebäudes

Ich habe die Uni am Mittwoch zum ersten Mal betreten. Meine Praktikumsverantwortliche Dr. Anne Baker holte mich vom Eingang ab, damit ich an den schweren Sicherheitskontrollen vorbeikam (ok, ich hab mir sagen lassen, dass man die mit ner guten Geschichte auch passieren kann). Anne Baker ist Mitte 50, Südafrikanerin und die Dozentin für Deutsch an der UJ. Sie führte mich durch das riesige Hauptgebäude, in dem ich das Gefühl hatte, eine winzige Ameise zu sein, in das German Department. Das German Department ist so winzig, dass es im Institut für Griechisch und Latein untergebracht ist. Es besteht aus 2 Büros und momentan aus einer Mitarbeiterin, Anne Baker. Zwar gibt es noch ein Sekretariat, aber dieses befindet sich in einem anderen Institut auf einer anderen Etage und ist gleichzeitig das Sekretariat für Französisch und semitische Sprachen (Arabisch, Hebräisch). Es gibt momentan auch nur einen Deutschkurs an der UJ. Einen Erstsemesterkurs für 8 Studenten, wobei Einer momentan mit einem Schulpraktikum beschäftigt ist und privaten Nachmittagsunterricht bekommen soll, sofern ich diesen denn geben möchte, und ein weiterer Student, der weit über die 50 ist und eigentlich kein Student ist, sondern Sprachforscher, ist momentan für 6 Wochen in Deutschland, um dort einen Sprachkurs zu belegen. Also besteht der Kurs aus 6 Leuten, die dreimal zwei Stunden Unterricht haben in der Woche. Meine Arbeitswoche hat also 6 Stunden Arbeitszeit plus Vor- und Nachbereitung. Die restliche Zeit steht für eigenständige Erforschungen zur freien Verfügung…
Den komplette Mittwoch waren Anne Baker und ich damit beschäftigt, das Sicherheitsoffice zu suchen, damit ich meine Zugangskarte bekomme. Dafür sind wir von A nach B nach C nach B nach D nach B nach D nach B nach E nach … Niemand konnte uns irgendwie sagen, wo sich dieses Büro denn eigentlich befindet und so bekam ich gleich eine wunderbare Führung über den Campus. Schließlich fanden wir ein kleines Büro, wo die Zutrittskarten ausgestellt werden, aber ich musste erst einige Formulare ausfüllen, die es dort nicht im Büro gab, also wieder zurück. Letztendlich habe ich nun aber meine Zugangskarte. Ich war echt froh, dass mich Anne Baker begleitete, ansonsten würde ich jetzt noch über die weiten Gänge der UJ schleichen, halbverdurstet und verhungert.

Seit Donnerstag leite ich für 1,5 Wochen das German Department alleine, weil Anne Baker für eine Konferenz nach Polen geflogen ist. Meine erste Amtshandlung war es, einen ganzen Tag durch die Uni zu suchen, um jemanden zu finden, der mir Internetzugang für mein Büro beschaffen kann. Und es ging von A nach B nach … Immerhin habe ich irgendwann das IT Department gefunden, wo ich einen Antrag stellte und mich als External Contractor ausgab, der momentan für die UJ arbeitet. Ich hoffe nun, dass die mir innerhalb der nächsten drei Tage (Wochen) das Internet freischalten.

Freitags ging dann der Ernst des Lebens los. Mein erster Unterrichtstag. Lektürekurs, behandelt wurde die Kurzgeschichte „2Männer“ von Günther Weisenborn, wer auch immer das sein soll… Von meinen 6 Studenten waren nur 3 anwesend, und diese waren mit der Geschichte stark überfordert. Der Text lag eindeutig weit weit weit über den Leistungsmöglichkeiten eines Erstsemester Deutschkurses und ich frag mich ernsthaft, warum man denn so was behandelt. Ich war also stark damit beschäftigt, mit den Studenten den Text Satz für Satz durchzugehen und zu übersetzen. Damit sie den Zusammenhang verstehen, wandte ich alle Tricks an: Mimik, Gestik, Schauspielerei… Mal sehen, was bis nächste Woche hängengeblieben ist. Ich bot ihn aber an, dass sie mich bei Problemen und bei Nachhilfewünschen kontaktieren können, im Gegenzug verlange ich nicht viel, nur dass sie mir Joburg zeigen, Sehenswürdigkeiten, Kneipen und Clubs…Das kam ganz gut an und so endete mein erster Unterricht. Anders als ich es mir vorgestellt hab, aber ok…

Mein Büroarbeitsplatz

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