Montag, 23. August 2010

Eine neue Woche, eine neue Story...

...genauso handeln wir das.
Ich möchte aber gleich zu Beginn anmerken, dass ich diesmal nichts mit schönen und bunten Bildern hinterlegen kann. Das liegt nicht daran, dass ich keine Bilder gemacht habe oder dass irgendetwas mit der Kamera geschehen ist. Nein, es liegt daran, dass mein armer Läppi etwas spinnt und nicht mehr ganz so funktioniert, wie ich es von ihm erwarte. Naja, ich will nicht schimpfen, denn grade läuft er, erkennt aber die Fotokarte nicht.
Vielleicht hat sich Lappi auch nur mit dem hiesigen öffentlichen Dienst solidarisiert und streikt. Denn hier geht es grade etwas drunter und drüber. Grund ist ein riesiger Generalstreik des öffentlichen Dienstes, besonders Lehrer und Krankenhausmitarbeiter machen mit. Ich habe ja schon vor einiger Zeit angekündigt, dass eine 8,6% Lohnerhöhung plus 1.000Rand House allowance (sowas wie ein Mietzuschuss) von den Streikenden gefordert wird. Die Regierung möchte aber nicht mehr als 7% und 750Rand house allowance zahlen. Dieser Streit geht nun schon seit Ewigkeiten und war nur für die WM kurz ausgesetzt. Nun wurde es aber Ernst. Einerseits bekommen Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes oft nur einen Hungerlohn und die gezahlte Mietunterstützung reicht grade mal für eine Hütte in irgendeinem Township , andererseits behauptet die Regierung, dass sie einfach nicht mehr zahlen können, weil sie nicht mehr haben. Und das im Motor Afrikas. Die niedrigen Löhne sind übrigens mit der ärgste Grund für ausufernde Korruption. Man braucht halt einen kleinen Nebenverdienst.
Südafrika hatte ja schon immer eine ausgeprägte Streikkultur, angeführt von mächtigen Gewerkschaften, und nun wird seit Dienstag unbefristet gestreikt. Natürlich das gute Recht eines Jeden in einer Demokratie. Aber die Streikenden gehen soweit, dass Menschen angreifen, die nicht mitstreiken und lieber arbeiten wollen, um Nicht-Streikende einzuschüchtern. Dies gilt wieder besonders für Krankenhausarbeiter. Viele Patienten können nicht behandelt werden, weil es kein Personal gibt. Es führte schon zu einigen Todesfällen, besonders bei Säuglingen. Mittlerweile helfen schon Militärs mit. Und auch den Schülern des Landes gefällt der Streik gar nicht. In zwei Monaten ist das Schuljahr zu Ende und wird mit dem Examen abgeschlossen, hunderttausende Schüler schreiben dann auch ihre Matric (was bei uns das Abitur ist). Diese haben nun natürlich Angst, es aufgrund des Streikes nicht zu bestehen.
Dort wo sich Streikende versammeln, ist es oft sehr angespannt und Polizisten setzten bereits Gummigeschosse ein. Auch ich habe Streikende gesehen, aber ganz friedlich.
Ich war nämlich mal wieder in Downtown Jozi, wo ich mich mittlerweile perfekt auskenne...fast. Ich habe nämlich eine Stadtrundführung bekommen. Es ist wirklich erstaunlich wie zweigeteilt selbst die Innenstadt ist. Es kommt einem so vor, als wenn eine unsichtbare Barriere die Stadt in zwei Hälften teilt. In der einen Hälfte, inklusive dem Mahatma Ghandi Platz (da wo er zwischen 1903 und 1914 mit kleineren Unterbrechungen gewohnt hat) und der Main Street (eine Fußgängerzone, aber ohne Geschäfte, die sind in den Malls) sind die Straßen komplett sauber, die großen Banken und Minenkonzerne haben dort ihre Sitze und man kann an alten Statuen und Tafeln einen Einblick in die Minenstadt Joburg zu Beginn des 20teN Jahrhunderts bekommen. Dort gibt es natürlich weder Bettler noch Straßenhändler, dafür aber unzählige Securitys, die zum Teil schwer bewaffnet sind. Von Pumpgun bis Maschinengewehr...ne normale Wumme gehört da zum Standard. Und natürlich haben wir gleich zweimal Ärger mit grimmigen, schwerbewaffneten Sicherheitsleuten bekommen. Einmal standen wir, weil uns grad mal kurz die Orientierung ausgegangen ist, etwas länger hinter einem Geldtransporter, um zu überlegen, wo wir langmüssen... Sollte man besser nicht machen. Ne schnelle Flucht hat uns aber gerettet. Und dann standen wir in einer Mall in der Innenstadt an einer Brüstung und haben runtergeschaut. Darf man nicht, keine Ahnung warum, aber darf man nicht...
Dann, wie eine unsichtbare Grenze, sieht die Stadt auf einmal ganz anders aus. Die Häuser nicht mehr ganz so saniert und weniger Securitys, dafür mehr Stracheldraht und Gitter. Und natürlich sind die Straßen auf einmal belebt, plötzlich herrscht Trubel. Bettler, Straßenverkäufer, Shops in den Häusern, die von gebrannten CDs bis zu Teppichen alles verkaufen und natürlich die Friseursalons am Straßenrand (Plastikhocker am Straßenrand und Friseure mit Messer und Akkurasierer ausgestattet). In diesen Teilen der Stadt ist es selbstverständlich viel hektischer und lauter, aber dadurch ist irgendwie auch alles entspannter. Aber natürlich möchte ich da nachts nicht alleine langlaufen...Aber faszinierend und schön war es.

Und was machen meine Kleinen? Aus den 8 Lernenden sind nun doch noch neun geworden (ok, ich bin ehrlich, doch nur acht, denn einer ist ja immernoch zum Sprachkurs in Deutschland). Aber wir haben einen neuen Studenten hinzubekommen. Dieser hat den Kurs bereits vor drei Jahren einmal belegt und ist durchgefallen. Nun hat er, leider erst zu spät, gemerkt, dass er automatisch für diesen Kurs eingeschrieben ist, weil er nur noch diesen Kurs braucht, um seinen Abschluss zu erhalten. Tja, er muss nun drei Jahre Pause und vier Wochen Semesterrückstand nachholen. Das ist natürlich wieder eine Aufgabe für Doktor Nachhilfe. Aber glücklicherweise ist er kein ganz so komplizierter Fall, wie mein Lieblings-nachhilfeschüler. Er will nämlich den Kurs bestehen und deshalb schnell im Stoff vorabkommen und nicht drei Millionen mal dieselbe Frage stellen und bei drei Millionen Antworten drei Millionen mal "Ah, stimmt." zu sagen...Aber ich bin ja, WIE IHR ALLE WISST, ein Geduldssengel...Jedenfalls hat sich dadurch die Anwesenheit verändert. Also im Durchschnitt kommen nun vier bis fünf Leute zu den Veranstaltungen und mittlerweile bringen sie auch ihre Materialien mit, sodass man nicht immer improvisieren muss. Heute sind wir dann mit den Rivalen der Wits zusammen auf Wandertag gegangen (oder besser gefahren). Der Direktor der Deutschen Industrie und Handelskummer fürs südliche Afrika (die Jungs und Mädchen, die mir meinen Führerschein fast für Umme übersetzt haben) hat die Deutschlehrenden im ersten Jahr von Wits und UJ eingeladen, alles organisiert von Ralf. Von uns haben sich drei Studenten gemeldet, um teilzunehmen. Zwei haben zeh Minuten vorher abgesagt. UJ war also mit einem Studenten, JD, und einem Dozenten, mir, vertreten. Wir trafen uns auf dem Campus der Wits und trafen dort auf zwei Dozenten und 15 (!!!) Studenten, alle im ersten Deutschjahr, und es waren nicht mal alle da...Etwas ungerecht ist es ja schon, vor allem, weil der Wits-kurs zu 70% aus Damen besteht und nicht wie bei uns 80% Kerle sind. Wir sind dann gemeinsam zur Kammer gefahren. Stingy war mit drei kichernden Zulu-Mädchen auf der Rückbank gefüllt. Die hatten schon, lange bevor sie mich überhaupt das erste Mal gesehen haben, gesagt, dass sie bei mir mitfahren wollen. Ralf hat wohl im Unterricht von mir getratscht...
In der Kammer gab es dann Kaffee und einen Vortrag über die Arbeit der Kammer vom Direktor. Sehr interessant und kurzweilig. JD, als Represäntant der UJ, hat sich mit exellenten Einwürfen und fragen sehr hervor getan. Alle dachten schon: Man, was sind die klug da auf der UJ....Doch dann ging natürlich sein Handy los und der Bann war gebrochen...
Naja, mal sehen, was diese Woche mit sich bringt. Wenn alles klappt, dann steht ein Ausflug zu einem Zulu-Fest (nichts für Touristen) auf dem Programm. Und dann sind ja auch bald Ferien und mein Flug nach Kapstadt ist schon gebucht...

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