Montag, 15. November 2010

Angefangenes beenden...

...oder auch abschließende Schlußworte, denn da ich es beim letzten Mal schon nicht geschafft habe einen finalen Beitrag zu schreiben und ich durch familiären Druck quasi gezwungen bin, gibt es nun, nach 1,5Monaten, einem kaputten Computer, zwei Erkältungen und sehr viel Regen und grauem Himmel, ein kleines Fazit.
Da trifft es sich hervorragend, dass ich heute morgen eine Email bekommen habe von der Professorin der UJ. Letzte Woche gab es nämlich das finale Examen und alle Studenten haben den Deutschkurs bestanden. ALLE. Auf was dies zurückzuführen ist, muss ich ja niemandem erklären, denn das liegt ja auf der Hand.

Ich habe meine letzte Woche in Südafrika ja mit einer kleinen Reise abgeschlossen. Bevor ich ins herbstliche Deutschland zurückfahre, wollte ich noch ein Wenig am Strand liegen, eine Runde im Indischen Ozean schwimmen, Curry essen und bei kaltem Bier über Erlebtes und Zukünftiges nachdenken. Außerdem musste ich mich ja auf angemessene Weise von Stingy verabschieden. Und wie könnte man das besser als mit einer Autofahrt ins 600km entfernte Durban.

Donnerstag morgens setzte ich also hinters Lenkrad und los ging es. Ich habe mich glücklicherweise dazu entschieden etwas später loszufahren und so habe ich den Berufsverkehr auf Joburgs Autobahnen verpasst. Aber auch ohne Berufsverkehr sind die Straßen voll. Das änderte sich schlagartig ca 20km nach dem Verlassen der Stadtgrenzen. Die Autobahn war frei, ich hörte Hörbuch und Mucke abwechselnd und freute mich. Aber auf einmal Stau, wie aus dem Nichts, war die Autobahn voll. Eine halbe Stunde ging es nur langsam voran, weil die Polizei die Autobahn sperrte. Ca 20 Polizisten standen auf der Autobahn und hielten die Autos an, um die Führerscheine ud Fahrzeugpapiere zu kontrollieren. Ich konnte es nicht fassen, wurde aber schnell durchgelassen, nachdem ich den Polizisten klargemacht habe, dass ich Touri bin...Der Rest der Fahrt ging dann super flüssig. Ich hatte nur gehofft, man sieht mehr Gegend, die Drakenberge zum Beispiel, aber nichts, nur Felder...Meine Fahrt führte mich erst einmal nach Pietermaritzburg. Dies ist die Hauptstadt von KwaZulu Natal. Und ich wollte mir dieses Städtchen halt mal anschauen. Das Hostel kam mir sehr verlassen vor. Ich war dann auch tatsächlich der einzige Gast. Die Stadt ansich hat eine Million Einwohner. Klingt schon mal ganz groß, aber auf meinen Erkundungsstreifzügen durch das Stadtzentrum hatte ich das Gefühl, ich bin in tiefster Provinz. Alles wirkte verschafen und teilweise schon etwas dörflich. Und so blieb mir nichts anderes übrig, als einige Fragen zu meinen Haaren zu beantworten und am nächsten Morgen schön früh aufstehen, um die restlichen 50km bis nach Durban zu fahren.
Das Wetter war gut, quasi heiß. Die Laune gut. Und meinen Bleifuß konnte ich etwas ausruhen, da es ja bergab gehen würde...Aber dann STAU. STAU. STAU. Ich stand doch Tatsache bei Temperaturen um die 40°C fünf Stunden lang im Stau. Meine Laune war auf einmal im Keller, und dort wäre ich auch gerne. Ich war naß und habe mit Bedenken die Temperaturanzeige des Wagens beobachtet. Ich befürchtete nämlich, dass mir der Motor in die Luft fliegt.
Der Grund für den Stau war unklar. Irgendwo hat die Polizei halt die Autobahn gesperrt und die Autos über eine Landstraße umgeleitet...Tja, warum?? Keine Ahnung, aber irgendwann war ich dann doch in Durban und dort fand ich das Hostel sofort. Ein Knaller. Direkt am Strand. Nette Leute und ich hatte die ganze Woche eine riesige Holzhütte nur für mich.
Durban ist die wärmste Stadt Südafrikas und hat geschätzte 51Wochen Sonnenschein im Jahr. Aber nun ratet doch mal, in welcher Woche ich da war...genau. Ab dem zweiten Tag änderte sich das Wetter, der Himmel zog sich zu, es regnete und war kalt. Nichts mit Relaxen am Strand. Zum Glück hatte ich Stingy dabei und so konnte ich meine Spaziergänge im Auto machen... Aber im Hostel waren ja viele nette Menschen. Besonders meine zwei Freunde aus Zimbabwe, mit denen ich einige Abende verbrachte. Mal war ich dran mit Lehrstunde Deutschland, dann die beiden mit Lehrstunde Zimbabwe. Quasi ein Augenzeugenbericht über die Diamantenfelder Zims. Extrem spannend, aber genauso schockierend. Einer der Beiden zeigte mir unter anderem seine Schußwunde im Bein, die er bekam, nachdem er sich eine Kugel des Militärs fing.

Ich habe es also trotzdem geschafft, mir die Zeit zu vertreiben. Und ich habe mich bei allen Menschen dafür bedankt, dass sie extra dieses wundervolle Wetter für mich organisiert haben, sodass ich mich schnell an den deutschen Herbst gewöhnen kann. Ich freute mich aber auch ein Wenig auf Joburg. Dort war es schließlich warm.
Der letzte Tag bestand dann nur aus Organisatorischem (Praktikumsbestätigung, CD-Besorgung, Autorückgabe, usw) und Abschied...und als ich dann am Flughafen saß, fing es tatsächlich an zu regnen. Alle weinten...

Das war also Südafrika. Ein Land so ganz anders als Malawi oder Botswana. Natürlich habe ich nur einen Bruchteil des Landes gesehen und dann auch nur das Stadtleben: Joburg, Cape Town, Durban. Und gerade in den Großstädten ticken die Uhren zwar afrikanisch, aber das Leben ist nicht nur afrikanisch, sondern auch europäisch (gerade in Cape Town), asiatisch (indisch), und wie ich finde alles etwas amerikanisch. Es gibt viel Reichtum (kulturell ja sowieso), aber der finanzielle ist dann doch nur in den Händen von Wenigen. Südafrika hat zum Beispiel einen der höchsten Gini-Koeffizienten der Welt. Wie die Wirtschaftswissenschaftler unter euch ja wissen, misst man damit die Einkommensverteilung. Ein hoher Koeffizient bedeutet also eine sehr ungerechte Verteilung. 16 Jahre nach der Unabhängigkeit Südafrikas, ist das Land noch lange nicht frei. Es war bis hierher ein "long way to freedom" (Name von Mandela's Autobiographie), aber das Ziel scheint noch in weiter Ferne...

Nun bin ich wieder in Deutschland, das Abenteuer ist vorbei. Doch das Nächste wartet bestimmt schon irgendwo hinter irgendeiner Ecke und wartet nur darauf, hervorzuspringen und mich tierisch zu erschrecken