Montag, 6. September 2010

Die Mutterstadt

Kapstadt, Cape Town, iKapa oder auch einfach Mutterstadt, wie die 1652 gegründete südlichste Stadt Afrikas allgemein genannt wird. Der Name Mutterstadt bezieht sich zum einen darauf, dass es die älteste Stadt Südafrikas ist und außerdem sagt(e) man sich, dass Kapstadt so langsam funktioniert und alles um die neun Monate braucht... Wer kennt sie nicht diese Stadt an der Tafelbucht, überragt vom Tafelberg (wenn die Wolken mal den Blick auf ihn freigeben) und berühmt durch eine kleine Insel vor der Küste, auf der Tausende von Befreiungskämpfern jahrelang gefangen gehalten wurden. Der name der Insel ist Robben Island und unter den Gefangenen Personen wie Walter Sisulu, Kgalema Motlanthe, Jacob Zuma, ..., und natürlich Nelson Mandela.
Alle schwärmen von dieser Stadt. Viele sagen, es sei die schönste Stadt Afrikas. Einige behaupten sogar, es sei die schönste Stadt der Welt. Das wollte ich natürlich mal überprüfen und da meine Kleinen eine Woche Ferien hatten, buchte ich einen Flug (denn ein Flug ist fast genauso teuer, wie eine Fahrt im Bus, nur 22Stunden kürzer) und ab ging die wilde Fahrt äh der Flug..
Nachdem wir die Staubwolke die Jozi umgibt hinter uns gelassen haben, ging es erstmal eine Weile über riesige Farmen. Dann folgte Natur, Berge und unangetastete Natur...die Halbwüste Karoo. Und je näher wir Cape Town kamen desto bewölter wurde es. Erst als wir im Landeanflug die Wolkendecke durchbrochen haben, konnte ich wieder die Aussicht geniessen und ich gebe zu, es war die wohl schönste Landung, die ich je erlebt habe. Alles war grün, unter mir die weiten Weinberge und dahinter die immer näher kommenden Häuser der Stadt. Illegale Blech-Townships , Hochhäuser, Villen mit Pool, soweit man sehen konnte, erstreckten sich um einen mächtigen, wolkenverhangen Berg (na ratet mal welchen Berg ich meine könnte). Und dahinter der Ozean. Manche sagen Kapstadt ist die Stadt der zwei Ozeane, aber das stimmt so nicht. Das Kap der guten Hoffnung, der südwestlichste Punkt Afrikas, ist ganze 45km entfernt. Und das Kap Agulhas, der südlichste Punkt Afrikas und die Grenze von Atlantik und Indischen Ozean, ist noch weiter entfernt.
Das WM-Staion von CT

Nach Verlassen des Flughafens merkte ich sofort, dass es doch deutlich kühler war, als ich angenommen habe. Kurz streiften Sorgen meine Gedanken, ob denn mein Reisegepäck ausreichend sei (mein Rucksack und ein kleiner Stoffbeutel), aber schnell waren die auch wieder fort, denn da stand Jemand mit einem Schild auf dem mein Name stand. Yeah. Während der kostenlosen Shuttle-Fahrt zum Hostel wurde mir erstmals bewusst wie vertrocknet und staubig Jozi eigentlich ist. Aber klar, in Joburg ist nirgendswo ein Fluß oder anderes Gewässer in der Nähe und die Stadt wurde erbaut auf dem weiten staubigen Veld (nein, ich weiß wie man Feld schreibt, aber ich meine Veld). Kapstadt hingegen ist sowas von grün und blühend. Die weiten Straßen waren gesäumt von Bäumen, vorzugsweise Palmen, und schlängelten sich am Fuße des Tafelberges entlang, mit einer wunderbaren Aussicht auf die Innenstadt. Aber kurz hinter dem Flughafen erstreckten sich auch riesige Blechsiedlungen, Mini-hütten, dicht an dicht aus jeglich erdenkbaren Material. Solche Siedlungen habe ich bisher in Jozi noch nicht gesehen (auch wenn es sie hier gibt!!!). Im Kontrast dazu sieht die Innenstadt sehr reich aus. Riesige Bürokomplexe, teure Hotels, viele Touristen, Bar an Bar und an jeder Ecke steht ein privater Sicherheitsmann. Mein Hostel lag direkt in der Long Street, der Straße die das Herz eines jeden Liebhabers nächtlicher Aktivitäten höher schlagen lässt. Ich hatte das Gefühl die Mehrheit der Gäste waren deutsche, alles Rucksacktouristen, die ihre Reise durch Südafrika in Kapstadt begannen oder beendeten. Meine Nächte in dem Mehrbettzimmer (worauf ich jetzt eigentlich nicht so stehe...) waren auch ok, auch wenn ich dummerweise mein Handtuch und Pulli auf dem Bett liegen lassen habe und die Putzfrau dachte, ich sei abgereist und hat es entfernt. Später waren beide Sachen nirgendswo mehr aufzufinden. Aber das sind nur materielle Schäden.
Der Tafelberg versteckt in den Wolken

Parkplatz, Hafenbecken der Waterfront, Skyline Cape Towns und dahinter der Tafelberg und die nächsten Wolken, die versuchen ihn zu erklimmen (von vorne nach hinten...)

Die Tage waren kühl und teilweise auch stark verregnet. Aber das Wetter hielt mich nicht davon ab die Stadt von A bis Z (einzelne Buchstaben dazwischen hab ich aber übersprungen) zu Fuß zu erforschen. Von der Longstreet bis zur Waterfront. Vom Sea Point bis zum Parlamentsgebäude. Vom Hafen bis zum Tafelberg. Ich beschränkte mich aber darauf die Sehenswürdigkeiten von außen zu betrachten, denn Cape Town ist sehr teuer und das spiegelt sich auch in den jeweiligen Eintrittspreisen wieder. So musste ich sogar meinen fest geplanten Ausflug nach Robben Island abblasen, denn erstens fuhr aufgrund des Wetters bis Donnerstag Vormittag kein Schiff dorthin und zweitens haben die Kosten nicht ganz in meinen Plan gepasst. Da muss ich einfach mal später wiederkommen...Auch den Tafelberg hab ich nicht ganz bestiegen. Ich begann zwar die ziemliche steile und anstrengende Klettertour, aber nach der Hälfte gab ich auf. Der Tafelberg war in dicke Wolken gehüllt und da war mir ein Erklettern nicht ganz so geheuer. Ich stieg also wieder ab, ging zum Wasser, drehte mich um und sah einen Tafelberg ohne Wolken vor einem strahlend blauen Himmel...na toll, aber wenigstens hat ich dann noch mal die ganze Pracht dieses Berges gesehen. Andererseits hätte ich dessen Existenz angezweifelt...
Was hat Cape Town sonst noch zu bieten? Ach ja, das Nachtleben...Das Nachtleben hat alles was dazu gehört: Menschenmaßn, Clubs, Bars. Naja, ihr könnt euch ja vorstellen, wie das dann ablief. Alle ham ein kleines Bier getrunken und sind dann nach Hause schlafen gegangen...
Strand-Boulevard...ganz schön windig

Nach 5 Tagen Cape Town war ich dann schon etwas traurig wieder zurück fliegen zu müssen, aber ich gebe auch zu, dass es ein klein wenig anstrengend war für meine alten Knochen und außerdem habe ich gehört, was für Wetter in Jozi herrscht und so konnte ich mich doch noch von dieser faszinierenden Stadt lösen... Ich wurde oft gefragt, welche der beiden Städte ich denn nun schöner finde. Also von der Architektur und der ganzen Umgebung ist natürlich Cape Town hübscher. Aber ich denke zum Leben ist Jozi sicher spannender und kann mehr bieten...
Robben Island hab ich leider nicht gesehen, aber die Namensgeber waren überall (nicht ganz überall, eigentlich nur im Wasser und manchmal auch an Land...)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen