Montag, 13. September 2010

Dabei sein ist alles...

...aber gewinnen macht auch ziemlich viel Spaß. Das dachten sich zumindest Nicho und Pieter, zwei Deutschlerner der University of Johannesburg, und ihr Dozent, ein liebenswerter älterer Herr in den besten Jahren.
Am vergangenen Samstag veranstaltete die Wits Language School eine Spracholympiade. Dabei wurden jeweils vier Wettkämpfe in vier verschiedenen Sprachen ausgetragen. Die Sprachen waren Mandarin, Französisch, Portugiesisch und natürlich Deutsch. Freundlicherweise wurde ich vom Deutsch Dozenten des Wits Language Departments darauf hingewiesen und konnte zwei meiner Studenten dazu überreden, bei diesem Spektakel teilzunehmen.
Die Wits Language School, an der etwas 20 junge Menschen Deutsch lernen, darf man auf keinen Fall mit dem Wits Language Department, wo noch einmal ca. 30 Studenten Deutsch lernen, verwechseln. Beide Institute gehören zwar zur University of Witwatersrand (Wits), aber sind trotzdem komplett unabhängig voneinander. Jedenfalls komme ich mir, gegen die ca 50 Deutschlernenden an der Wits, mit meinen acht Studenten doch etwas bescheiden vor. Aber selbstverständlich stellt sich die UJ jeder noch so großen Herausforderung. Frei nach dem Motto, den Handschuh nehm ich mir...
An der Language School werden unzählige junge Leute aus ganz Südafrika unterrichtet. Nebenbei, oder besser gesagt hauptsächlich, studieren diese Touristik. Durch die zusätzliche Sprachausbildung sollen die Studierenden mal zu Reiseexperten für Touristengruppen aus den jeweiligen Ländern werden. Dieses Programm wird intensiv durch private Touristikfirmen gefördert, sodass alle Studierenden ein Komplettstipendium haben (inklusive Nachhause-Fahrten, Unterkunft und Verpflegung). Der jetzige Jahrgang steht kurz vor dem Abschluß des ersten Jahres und da wollte man dann wohl mal seine erworbenen Kenntnisse unter Beweis stellen.
An den Wettkämpfen für die deutsche Sprache nahmen sieben Gruppen teil, drei von der Language School und vier von außerhalb. Darunter auch Nicho und Pieter als Repräsentanten der UJ, die sich wagten den hochbewachten Boden des Erzrivalen zu betreten und ihnen im eigenen Wohnzimmer eine Lektion zu erteilen (ich möchte hier nur kurz anmerken, dass es einfacher ist, den Campus der Wits ohne Zugangskarte zu betreten als den der UJ mit Karte....). Zu den beiden Sprachathleten gesellte sich noch eine junge, kolumbianische Doktorantin, die einen Sprachkurs am Goethe Institut belegt und ansonsten ohne Team wäre. Da die drei miteinander bekannt waren, herrschte von Anfang an ein prächtige Stimmung, die noch mehr durch den Fan Nummer 1 gesteigert werden konnte. Studenten des Wits Language Departments konnten übrigens nicht überzeugt werden, an der Olympiade teilzunehmen. Ein glasklares Zeichen von ANGST!!!
Das Team der Teams aka UJ trifft Goethe

Für den Wettkampf gab es vier Kategorien: vorbereitete Rede (eine drei Minuten Rede zu einem vorher gewählten Thema), unvorbereitete Rede (zu einem ausgelosten Thema), "60 Seconds" ( so ne Art Tabu) und ein Quiz mit Fragen zu Deutschland und Südafrika.
Ich durfte aber nicht neben meinem Team sitzen, sondern musste in der letzten Reihe am Lehrertisch zwischen zwei netten älteren Damen sitzen. Genau da wo ich hingehörte...
Ich gebe zu, die einzelnen Beiträge in den Kategorien waren jetzt nicht alle überragend (ohne voreingenommen möchte ich die UJ Beiträge davon deutlich ausschließen...) und es wirkte alles etwas hektisch. Durch die Wettkämpfe führten zwei Studenten, alles fand auf Deutsch statt und hatte dadurch einige Hoppler, der die aufgeregte Lehrerin veranlasste, ständig einzuschreiten. Sie war sehr nett, aber sehr darauf bedacht auf jede gebundene Schleife den eigenen Daumen zu drücken...Das Team mit den meisten Sympathien war von der Deutschen Schule. 15 Mädchen im Alter von zwölf Jahren, alle in ihren Schuluniformen und mächtig aufgeregt sich mit den Großen zu messen.
die Schülerinnen der Deutschen Schule beim Quiz

Nach zwei Stunden war der Spaß vorbei und die Jury zog sich zu Beratungen zurück. Durch meine guten Kontakte zur Jury konnte ich meine Studenten davon überzeugen bis zur Preisverleihung am Nachmittag zu warten. In der Zwischenzeit gab es das kulturelle Rahmenprogramm. Das fand ich sehr gelungen. Mitten auf einer großen Wiese vor der ehrwürdigen Great Mall der Wits wurde ein riesiges Zelt aufgebaut. Ein Teil des Zeltes war eine Art Messe. Mehrere Sponsoren der Veranstaltung hatten dort ihre Stände aufgebaut. Dazu gab es Spezialitätenstände aus den vier Ländern. Der deutsche Stand war leicht zu erkennen. Er war komplett mit riesigen Holsten Pilsener Pappaufstellern dekoriert. Sicherlich kein Stereotyp, aber ein Hoffnungsmacher für durstige Besucher. Natürlich ist der Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit in Südafrika stirkt verboten und so sagte man mir auf meine Nachfrage, dass das Bier noch in der Brauerei sei und gleich komme. Komischerweise sagte man mir das jedes Mal und ich fragte mich, wie lange dieses Bier denn wohl braucht...African Time..
In der anderen Hälfte des Zeltes war eine große Bühne aufgebaut. Dort führten die Studenten der Language School ein Programm in ihren jeweiligen Sprachen auf. Es gab französiche, chinesische, portugiesische und deutsche Tänze und Theaterstücke, eine französische Modenschau, chinesische und portugiesische Coverversionen moderner Lieder und und und. Leider war das deutsche Programm das mit Abstand schlechteste. Aber der Stimmung hat das keinen Abbruch getan. Dazwischen trat immerwieder einmal eine hervorragende Zulu Tanzgruppe und ein Xylophonspieler Quintett auf. Und das Publikum hat gefeiert. Jede außergewöhnliche Tanzeinlage, jede Romantik und jeder richtiger Ton wurde mit lautem Gejohle und Jubel belohnt. Das war so mitreißend, dass man einfach mitmachen musste und anfangen musste mitzutanzen und mitzusingen. Dabei ist mein Chinesisch nun nicht gerade das Beste.
Spitzen Zulu-Tanzperformance
deutsche Showeinlage

Anschließend haben uns die angehenden Reiseführer über den Campus geführt. Unsere Führung war selbstverständlich auf Deutsch. Durch die teilweise mangelnden Sprachkenntnisse war sie sehr schlicht gehalten, hatte dadurch aber einen ganz eigenen Charme. Vor allem weil die aufgeregten Studenten immer ja darauf bedacht waren, keine Fehler zu machen.
Reiseleitung Joburg für die Reisegruppe Mahlsdorf

Dann war es endlich soweit. Der Moment auf den alle so lange gewartet. Der Höhepunkt des Tages. Der Lohn eines harten Wettkampfes....Die Preisverleihung. Obwohl ich nicht Teil der Jury war, durfte/sollte ich mit auf die Bühne und helfen die Preise zu übergeben. Das machte ich natürlich gerne. Den Preis für die vorbereitete Rede ging an ein junges Mädchen von der deutschen Schule. Das war klar, die hat diesen Preis mit ihrer Putzigkeit klar verdient. Die drei restlichen Preise, und jetzt haltet euch fest oder setzt euch lieber gleich, gingen allesamt an das Team UJ...Na da war die Freude groß und wir grinsten alle freudestrahlend und stolz wie Bolle zu den anwesenden Vertretern der Presse, für ein Gewinnerfoto zusammen mit dem Leiter der Language School.
Die Preise, mit denen ich meine Studenten gelockt hatte, stellten sich dann schnell als nicht besonders spannende Broschüren über Deutschland heraus. Aber naja, dabei sein ist alles...und mehr als gewinnen können wir nicht.
Prof Rastatier vor der Great Hall der Wits...

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